Pressebericht 00/12/13 über Vigholin
Westfalenpost, 13.12.2000
Das Duo "Reeds & Strings" (Frank Gerstmeier und Thomas Haberkamp) entführte das Publikum mit Gitarre und Saxophon in die Musikwelt des 17. Jahrhunderts.
Von Jan SchefflerHohenlimburg.(WP) Draußen prasselte der Regen, und es wehte ein stürmischer Wind. Drinnen behielt gar mancher bei kühlen Temperaturen seine Jacke an. Doch die Besucher im nur bedingt beheizbaren Fürstensaal des Schlosses ließen sich am Sonntagabend schnell erwärmen von einem gelungenen vorweihnachtlichen Konzert des Vokalensembles Vigholin und des Duos "Reeds & Strings".
Hinter Letzterem verbergen sich die erfahrenen Künstler Frank Gerstmeier und Thomas Haberkamp. Sie waren ein hervorragender Ersatz für das verhinderte "Amadeus Guitar Duo" und boten dem Publikum ein ungewöhnliches Klangerlebnis: Die Besetzung mit Saxophon und Gitarre gehört schließlich nicht gerade zum kammermusikalischen Standard. Trotzdem haben diese Instrumente eine lange Geschichte in traditionellen Bearbeitungen. So wurden auf der Gitarre bereits zu Beginn des 16. Jahrhunderts bis zu sechsstimmige Messen der Früh-Renaissance wiedergegeben.
Im ersten Teil ihres Programms stellten "Reeds & Strings" unter anderem eine Komposition des damaligen Petersdom-Organisten Girolamo Frescobaldi aus dem 17. Jahrhundert vor. Nach der Pause entführten die Dozenten der Musikhochschule Dortmund das Publikum nach Lateinamerika - unter anderem mit dem Tango Opus 165/2 von Isaac Alberiz und einem Auszug aus der "Histoire du Tango" von Astor Piazzolla. In den meist ruhigen Stücken brachten die Musiker die ganze Intensität ihres Spiels zum Ausdruck. Dabei erinnerte das Saxophon in manchen Passagen an eine Querflöte, ohne jedoch die besondere Nuance seiner Klangfarbe zu verlieren.
"Vigholin" - unter der bewährten Leitung von Tela Zabel - zauberte bei gedämpftem Licht Adventsstimmung in den Fürstensaal. Zunächst trug der Chor sechs kirchliche Weihnachtslieder vor. Die Sängerinnen und Sänger meisterten die teilweise höchst anspruchsvollen, vielstimmigen Stücke gekonnt. Besonders beeindruckte die Interpretation des Liedes "Heilige Nacht" mit seiner schwierigen, aber brillant bewältigten Dynamik.
Im zweiten Teil brachte "Vigholin" weichnachtliche Volksweisen aus verschiedenen europäischen Kulturen zu Gehör - selbstverständlich in der jeweiligen Landessprache gesungen. So viel Professionalität honorierten die Zuhörer mit reichlich Applaus und motivierten die Akteure so zu einer Zugabe.
Bekannte Lieder wie "Heilige Nacht" präsentierte das Vokalensemble Vigholin im neuen Gewandt - ein beeindruckendes Klangerlebnis. (Fotos: Jan Scheffler)
Die letzte Änderung erfolgte am 29.12.2000.