Mit 40 ist die Partnerschaft in den besten Jahren

Von Andreas Reitmajer

Liévin. Als die drei großen Reimann-Busse das Ortseingangsschild der Partnerstadt passieren, hält es einige Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums kaum noch auf ihren Sitzen. "Wo sind wir wohl untergebracht?" "Wie wird die Gastfamilie sein?"

Während die Spannung auf das bevorstehende Wochenende steigt, gibt sich Alena Schonert aus der Stufe 11 gelassen. "Heute Nacht wird erst einmal gefetet und nicht geschlafen. Daher brauche ich morgen auch nur eine warme Dusche." Dem kann Carolin Beyel nur beipflichten, denn im Vordergrund stehe der Austausch und Spaß mit den französischen Freunden, die im Mai bereits in Hohenlimburg zu Gast waren.

Nicht viel anders als den Jugendlichen geht es den vielen Erwachsenen, die sich am Freitag erstmals auf den Weg in die Partnerstadt Liévin gemacht haben. "Woll'n mal sehen, was uns erwartet", freut sich auch SPD-Bezirksvertreterin Anja Falkenberg auf die Tage in der nordfranzösischen Stadt. Die erste Reise nach Liévin ist es auch für CDU-Ratsfrau Karin Kuschel, die ihren kleinen Sohn mitgebracht hat. Als die Busse vor dem Sporthotel "Craf" anhalten, fällt die Spannung von den Reisenden ab. Der herzliche Empfang ist überwältigend, überall liegen sich die Menschen in den Armen, lachen und scherzen, verständigen sich mit ein paar französischen Vokabeln, Händen und Füßen oder Dolmetschern.

Letztere durften natürlich auch nicht fehlen, als die 40-jährige Freundschaft zwischen Liévin und Hohenlimburg einen Tag später offiziell gefeiert wird. Mit ihrer musikalischen Forderung "Wir brauchen keine großen Reden" kamen die Jugendlichen beim offiziellen Empfang etwas zu spät. Liévins stellvertretender Bürgermeister Jean Rousseau ergriff als erster Redner das Wort. "Mit 40 Jahren ist ein Mann in den besten Jahren". verglich er die kraftvolle und beständige Beziehung. Lobend wurden Marie und Karl Schumann, Gerd Glod, die verstorbene Roswitha Deichsel, Rudolf Otto und Klaus-Peter Kriegbaum als Motoren der Freundschaft erwähnt.

Symbolträchtiger könnte dieses Bild nicht sein. Unter der Flagge Europas zeigen Bürgermeister Pierre Kucheida und Hermann Hulvershorn die verzierten Jubiläumsurkunden.

Für Bezirksvorsteher Hermann Hulvershorn ist diese Partnerschaft ein Paradebeispiel für ein lebendiges Miteinander über Jahrzehnte hinweg. "Fern von Protokollen haben die Bürger die Partnerschaft in die Hand genommen", so Hulvershorn, der das alte Sprichwort "Auf dem Weg zu deinen Freunden soll kein Gras wachsen" zitierte. In der Tat wird der Weg zwischen Liévin und Hohenlimburg oft und gerne beschritten, und das nicht nur von den Offiziellen aus Politik und Verwaltung. Mit Hubert Schaub und Albert Leukefeld war die Feuerwehr vor Ort, die seit 20 Jahren den Kontakt zu den Kollegen hält. Neben den Judokas vom TV Hohenlimburg, der seit 35 Jahren im Partnerschaftsboot sitzt, präsentierten sich auch die Briefmarkenfreunde mit einer viel beachteten deutsch-französischen Aussstellung.

"Wenn ich in Deutschland bin, dann fühle ich mich wie zuhause. Ich hoffe, dass Sie sich hier auch zuhause fühlen", brachte Bürgermeister Pierre Kucheida den europäischen Gedanken auf den Punkt. "Das Paar Deutschland und Frankreich muss noch weiter zusammenwachsen", forderte er vor der Unterzeichnung der Charta und dem Austausch zahlreicher Gastgeschenke. Ein besonderer Applaus wurde der Lehrerin und Übersetzerin Jeanine Loyer zuteil, als die neben den Bürgermeistern mit der "Hohenlimburger Goldmünze" für ihren Einsatz um die Partnerschaft ausgezeichnet wurde. Ende September erwarten die Hohenlimburger die Freunde aus Liévin zum Gegenbesuch.

Die letzte Änderung erfolgte am 18.07.2000.