Pressebericht 00/06/18 über Vigholin


Westfalenpost, 19.06.2000

 

Liévin würdigt die Leistung der "Lokomotive der Freundschaft"

Waldo-Patzer-Platz feierlich eingeweiht / Bewegende Augenblicke

Aus Liévin berichtet Christiane Lange

Liévin. (WP) Er rollt, der Zug der Städtepartnerschaft Hohenlimburg / Liévin. Wenn die Gründungsmütter und -väter vor vierzig Jahren auch einige Anstrengungen auf sich nehmen mussten, um ihn 15 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges auf die Gleise zu hieven - der Besuch einer deutschen Delegation in Frankreich am Wochenende bewies es eindrucksvoll: Die persönlichen Kontakte zwischen den Menschen haben genügend Schubkraft entwickelt, dass der Zug so leicht nicht aus den Schienen springen wird.

Offizieller Empfang vor dem Rathaus. Defilee mit Musik durch die Straßen, sportliche Wettkämpfe, deutsch-französischer Abend, Stadtführungen - und nicht zuletzt die Einweihung des Waldo-Patzer-Platzes im Herzen von Liévin: ein üppiges Programm hatte der Partnerschaftsverein Holibru in Zusammenarbeit mit dem französischen Partnerschaftsausschuss vorbereitet. Dieses jedoch ließ noch genügend Raum für Gespräche jenseits öffentlicher Veranstaltungen.

So am späten Freitagabend: Bis zu eineinhalb Stunden hatten die Franzosen auf das gemütliche Miteinander mit den 148 Gästen von der Lenne warten müssen, die in drei modernen Reisebussen und Privat-Pkw anreisten.

Als die Delegation um Bezirksvorsteher Hermann Hulvershorn, den Briefmarkenfreunden, dem Vokalensemble Vigholin, den Gymnasiasten, den Judokas und den Feuerwehrmännern nach bis zu siebenstündiger Anreise endlich vorfuhr, wartete Liévins stellvertretender Bürgermeister Jean Rousseau bereits ungeduldig vor dem Sporthotel Craf.

Mit einem offiziellen Empfang feierten Franzosen und Deutsche am Samstagmorgen ihr Städtejubiläum. Dabei würdigten sowohl Bürgermeister Jean-Pierre Kucheida, sein Stellvertreter Rousseau, als auch Hermann Hulvershorn die Leistungen der Partnerschaftsbegründer und Förderer: Marie Schumann, Eugéne Mordacque, Gerd Glod, Waldo Patzer, Roswitha Deichsel, Rudolf Otto. Die Städtepartnerschaft sei ein wesentlicher Beitrag zur Aussöhnung der ehemaligen "Erbfeinde" und unverzichtbar auf dem Weg zu einem vereinten Europa.

"Für die Aussöhnung zwischen den Menschen beider Völker waren nicht nur die politischen Rahmenbedingungen verantwortlich. Es bedurfte vor allem des Kennenlernens und des Wissens vom Anderen", sagte Hermann Hulvershorn.

Hermann Hulvershorn und Jean-Pierre Kucheida unterschrieben die Partnerschaftsurkunden.

Höhepunkt des Empfanges war die feierliche Unterzeichnung einer neuen Partnerschaftsurkunde mit dem Versprechen, die freundschaftlichen Kontakte in allen Bereichen zu fördern, um "durch ein verbessertes gegenseitiges Verständnis die lebendigen Gefühle der Verwandtschaft zwischen den europäischen Völkern zu entwickeln."

Die "Lokomotive der Freundschaft", den Hohenlimburger Waldo Patzer (1912 - 1992), ehrte Liévin in besonderer Art und Weise. Sie benannten einen Platz mit seinem Namen. Der Schneidermeister hatte Anfang der 50-er Jahre Kontakte zu Pfadfindern in Liévin geknüpft und sich unermüdlich für die Partnerschaft eingesetzt. "Er wurde somit zu einem echten Wegbereiter jener herrlichen Städtepartnerschaft", betonte Hermann Hulvershorn.

Als Auszeichnung empfand diese Platzeinweihung nicht zuletzt Patzers Sohn Jörg: "Es ist ein sehr bewegender Moment für mich. Ich bin stolz zu sehen, dass die Arbeit meines Vaters und der Partnerschaft Früchte getragen hat."

Marcel Schoreels, Jean-Pierre Kucheida, Jörg Patzer und Hermann Hulvershorn vor der Erinnerungstafel des neuen Waldo-Patzer-Platzes.


Die letzte Änderung erfolgte am 17.07.2000.